Torsten Silz

Preisträger BDA Architekturpreis Rheinland-Pfalz 2021

Nachhaltige Sanierung Landtag Rheinland-Pfalz

Mainz

Torsten Silz

Nachhaltige Sanierung Landtag Rheinland-Pfalz

Mainz
Architekt
a|sh sander.hofrichter architekten GmbH
Fertigstellung
2021
Mitarbeiter
Professor Linus Hofrichter, Christoph Merkert, Martin Hof, Stephan Gückel
Bauherr
Land Rheinland-Pfalz

Bauen für die Demokratie: Ein bürgernaher Bau, der den historischen Bestand würdigt und dabei Offenheit, Nähe und Klarheit ausstrahlt – das waren die Leitgedanken für die Sanierung des Landtagsgebäudes. Das denkmalgeschützte Deutschhaus, in dem der Sitzungssaal des Landtags untergebracht ist, gilt als eines der schönsten Gebäude der Stadt Mainz. Neben der gestalterischen Qualität hat das Gebäude als „Wiege der parlamentarischen Demokratie“ auch eine besondere historisch-politische Bedeutung inne. 

Die bauliche Struktur entsprach nicht mehr den aktuellen funktionalen und technisch-energetischen Anforderungen, sodass sich der Landtag 2013 für eine umfassende Sanierung entschied. In einem internationalen zweistufigen Wettbewerbsverfahren erhielt der Entwurf von a|sh den ersten Platz. 

a|sh architekten schaffen eine harmonische, klare städtebauliche Lösung für das gesamte Gebäude-Ensemble: Deutlich und würdevoll erhebt sich das Deutschhaus zentral vor dem Platz der Mainzer Republik. Neben dem Deutschhaus befinden sich die Staatskanzlei auf der einen und das neu errichtete Landtagsrestaurant auf der anderen Seite. Die drei Gebäudeteile werden durch dezent gestaltete Zwischenbauten verbunden, die optisch zurücktreten und dadurch das Deutschhaus in seiner barocken Erscheinung frei wirken lassen. Um die neu errichteten und die bestehenden Gebäudeteile zu verbinden, orientiert sich das neue Fassadenmaterial an den denkmalgeschützten Bestandsgebäuden und nimmt den roten Sandstein dieser auf.

Das elegante, äußere Erscheinungsbild des Gebäude-Ensembles wird im Inneren des Gebäudes weitergeführt. Das Herzstück des Landtags ist der 333 m² große Plenarsaal im Obergeschoss, der in einer Wandvertiefung mit dem Landeswappen geziert ist. Die Innenausstattung ist durch die Materialität aus Echtholzoberflächen, Sandstein, mattierten Glasflächen und einem Fußbodenbelag aus Muschelkalk hochwertig, modern und langlebig.

Preisträger

BDA Architekturpreis Rheinland-Pfalz 2021 – ANERKENNUNG

Die Bauaufgabe könnte besser nicht sein: Es galt das barocke Palais, erbaut 1730 und den sich seit 1951 darin befindlichen Plenarsaal des Rheinland-Pfälzischen Landtags nachhaltig zu sanieren. So konnte die vormalige Frontalanordnung des Plenums in eine kreisrunde Sitzanordnung, das auch schon in dem temporären Landtagssitz Steinhalle Umsetzung fand, verändert werden. 

Gleichzeitig war an der Schnittstelle zwischen Rheinufer und Stadt eine bauliche Ergänzung um die Programmteile vorzunehmen, die sich nicht mehr in dem denkmalgeschützten Bestand unterbringen ließen, und die im direkten räumlichen Zusammenhang zum Saal stehen sollten. 

Auftraggeber und Planern verdienen ein großes Lob dafür, dass es gelungen ist, den Plenarsaal mit immerhin 101 Plätzen für Abgeordnete sowie einer großzügigen Besucher- und Pressegalerie derart selbstverständlich und dennoch behutsam in den Bestand zu integrieren. Würdevoll, aber ohne Pathos und vor allem ohne zusätzliche Schichten oder gar Abtrennungen vor der Fassade wird ein stimmiger Raum geschaffen, der einerseits von den mächtigen, schön befensterten Umfassungswänden lebt und der anderseits die runde Sitzanordnung integriert. Hierzu trägt auch die konkave zweigeschossige Holzwand hinter dem Rednerpult bei, in die das Landeswappen eingearbeitet ist. Mit der Gestaltung des Plenarsaals, seines Foyers aber auch dem großen Sitzungssaal ist es gut gelungen, dem Wunsch nach Repräsentation, Offenheit und Bürgernähe gleichermaßen gerecht zu werden. 

Zur Stadt zeigt sich ein ausgewogenes Ensemble, das Neu und Alt miteinander verbindet und dessen Farbigkeit der Bestandsgebäude mit dem dezenten mattrosa des gewählten Sandsteins harmoniert. Eine Belobigung verdienen auch die sorgfältig gestalteten Außenanlagen, mit denen elegant z.B. über vorgelagerte Terrassen oder Stufenanlagen, die eingeschossigen Neubauvolumen mit dem Bestand verbunden werden. 

Leider wurde aber die Chance, mit den Neubauten auch den Bezug zum Rhein zu stärken, nicht genutzt: Während in Richtung Stadt und Schloss zwei große, tief eingeschnittene Fensteröffnungen einen Dialog herstellen, können die vertikalen Fensterschlitze und die Absenkung zur Belichtung der Untergeschosse leider nicht überzeugen. 

Die nachhaltige Sanierung des Landtags ist ein komplexes Projekt, das hohe Anerkennung verdient.