Jan Bitter

Preisträger BDA PREIS BERLIN 2021

Julia Stoschek Collection Berlin

Berlin

Jan Bitter

Julia Stoschek Collection Berlin

Berlin
Projekt
Julia Stoschek Collection Berlin
Architekt
Meyer-Grohbruegge
Bauherr
Julia Stoschek, Julia Stoschek Foundation e.V.

Die Julia Stoschek Collection, eine internationale private Sammlung zeitgenössischer Kunst mit Hauptsitz in Düsseldorf und Schwerpunkt auf zeitbasierter Medienkunst, hat vor fünf Jahren in Berlin-Mitte in dem ehemaligen Gebäude des tschechischen Kulturinstituts eine Dependence eröffnet. Der großzügig bemessene zweistöckige Bau aus den 1960er Jahren an der Leipziger Straße stand nach der Wende zeitweise leer, zuletzt beherbergte er den Club Konzulát. 2016 wurde er dann nach einem Entwurf von Johanna Meyer-Grohbrügge für die Sammlung umgestaltet. In nur vierwöchiger Bauzeit entstanden 2.500 Quadratmeter Ausstellungsflächen, einige Büroräume und ein kleines Wohnatelier.

Die heute spektakuläre Wirkung des Gebäudes im Stadtraum, an der Kreuzung Leipziger-/Jerusalemstraße, zeigt sich vor allem, nähert man sich aus östlicher Richtung: Um das vorspringende Obergeschoss ist ein umlaufender heller Vorhang von monumentaler Größe zugezogen. Er bedeckt die Flächen der vollverglasten Fassade zur Leipziger Straße vollständig und öffnet sich nur teilweise in der Nebenstraße. Neben dem flachen Gebäude, leicht nach hinten versetzt, ragt eine 13-stöckige Plattenbauanlage auf und dient der Inszenierung als unterstützender Hintergrund. Ein ebenfalls monumental wirkender Schriftzug auf dem Vorhang wies zeitweise auf die Sammlung hin, derzeit ist die Schriftgröße reduziert.

Der Entwurf, und das macht seine Stärke aus, setzt auf genau ein Gestaltungsmittel für Wirkungen nach innen wie nach außen, auf den hellen Vorhang, der sich farblich in die Beton- und Glaskonstruktionen der Umgebung gut einfügt und sie dennoch entscheidend transformiert. Er setzt ein Superzeichen nach außen, er schützt gegen Tageslicht und Straßenlichter, und setzt sich überdies im Inneren der Ausstellungsräume und in beiden Geschossen fort. Er teilt, verbindet und schmückt die Galerieräume und nimmt den Wänden Kälte und Härte, ohne ihre Klarheit und Kargheit zu negieren. Sorgfältig gesetzte Lichteffekte, die die Strukturen der Vorhänge, doch auch die des modernistischen Baus aufnehmen und inszenieren, ergänzen die Gestaltung der Räume, in denen die ausgestellten Arbeiten ihre Hauptrollen spielen.

Der Mietvertrag für den großzügigen zweistöckigen Bau ist befristet, die weiteren Optionen sind derzeit nicht abgeklärt. Die Einrichtung ist sowohl zur Permanenz wie zum schnellen Umzug geeignet.

Prof. Dr. Susanne Hauser, Kulturwissenschaftlerin und Architekturtheoretikerin

Preisträger

BDA PREIS BERLIN 2021 – Auszeichnungen BDA PREIS BERLIN 2021