Sebastian Schels und Simon Jüttner / PK Odessa, München

Max Otto Zitzelsberger – Sanierung Historisches Stadel, Kneiting

Keltenstraße 29, 93186 Kneiting

Sebastian Schels und Simon Jüttner / PK Odessa, München

Max Otto Zitzelsberger – Sanierung Historisches Stadel, Kneiting

Preisträger max40 - Junge Architekten 2016 Preisträger
Projekt
Sanierung Historisches Stadel
Architekt
Max Otto Zitzelsberger, München
Bauherr
Martha & Rudolf Schott

Vom Klang der Bretter
Im Herzen Kneitings, an der Donau bei Regensburg gelegen, steht die alte Schmiede. Um einen zentralen Hof reihen sich ein stattliches Wohnhaus sowie das Werkstattgebäude mit Schopfanbau. Nach Süden schließt ein alter Stadel den Hofraum ab. Auf eine große, als Ständerbau konstruierte Halle, hat man altbewährt einen „Sattel“ aus Holz gestellt. Die Wände wurden mit unbesäumten Schwartlingen verbrettert. Wind und Wetter haben sie auf der Westseite silbergrau werden lassen. Im Süden hat sie die Sonne goldbraun gebacken. Der Typ eines Wohnhauses an der Straße und eines rückwärtig dazu liegenden Nebengebäudes war einst die Morphologie, die diesen Ort geprägt hat und nun mehr und mehr durch identitätslose Neubauten ersetzt werden.

Der Stadel ist knapp 100 Jahre alt und diente seit jeher als landwirtschaftliches Lagergebäude. Die Wetterseite hat schwer unter der Einwirkung des abfallenden Hangwassers gelitten. Das Fundament aus Bruchsteinen wurde durch Frosteinwirkung mürbe und gab unter der Last des schweren Daches nach.

Die Bretter der ehemaligen Raffelschalung wurden auf der Westseite behutsam abgenommen. Der Stadel musste dort sowie auf der Südseite angehoben werden, um an beiden Flanken ein neues Fundament aus rohem Eisenbeton bekommen zu können. Die verfaulten und zerborstenen Schwellen, Riegel, Ständer und Kopfbänder wurden ersetzt. Auf Bleche, Balkenschuhe und dergleichen hat man verzichtet, das Stabwerk ist zimmermannsmäßig abgebunden worden. Gut erhaltene alte Hölzer sind wieder eingesetzt. Auf die fertig gestellte Konstruktion wurde eine Schicht Bretter genagelt. Die Drahtstifte sind nicht verzinkt. Der ansetzende Rost wird für eine dauerhafte, nur mit Werkzeug zu lösende Verbindung sorgen. Zwischen jedem Brett ist eine etwa ein Zentimeter breite Fuge, um mit guter Durchlüftung dem Quellen Rechnung zu tragen. Zuvor ist das Holz ausreichend und natürlich getrocknet worden. Das neu verwendete Holz stammt aus dem nahe gelegenen Kneitinger Wald, auf steinigem Boden langsam gewachsen und in rauen Winternächten geschlagen.

Der Ausdruck der neuen Giebelwand ist weder rein formal noch sachlich konstruktiv. „Konstruktion und Form gehören zusammen. Eine Konstruktion, welche nicht formal behandelt ist, wirkt brutal, und die Form, die nicht durch die Konstruktion bedingt ist, wird zur Phrase.“ (Hess, Friedrich: Konstruktion und Form, Stuttgart 1949)