Literaturhaus, München

Salvatorplatz 1, 80333 München

Literaturhaus, München

Preisträger BDA Preis Bayern 1997
Projekt
Literaturhaus, München
Architekt
Kiessler + Partner
Bauherr
Stiftung Literaturhaus, München

Es geht nicht allein um das Haus der Literatur. Es geht hier zunächst um ein Haus in der Stadt, um ein Gebäude für die Menschen; es geht um einen gelungenen Eingriff in den Stadtkörper. Der vormals von Autos verstellte, vollkommen unattraktive Bereich rund um den eigenwilligen, im Krieg nahezu enthaupteten Gebäudezwitter Schule/Markthalle wurde zum Erstaunen der Münchner, die diesen urbanen Hinterhof mitten im Stadtgefüge schon vergessen hatten, reanimiert. Mit einer an sich simplen Reorganisation des Ortes hat der Architekt dreierlei erreicht. Erstens hat er der monumentalen Neorenaissance-Architektur Platz und Ansehen verschafft – ohne sie auf einen allzu würdigen Sockel zu hieven. Zweitens: Im Gegenteil, er lässt die Öffentlichkeit auf diese Weise ohne Schwellenangst in das Gebäude strömen. Und drittens wurde städtischer Raum wiedergewonnen. Erstaunlich auch die schlüssige Ökonomie, mit der die unterschiedlichsten Bereiche (Restaurant, Ausstellungshalle, Büroräume, Veranstaltungssäle) dem Gebäude eingepasst wurden. Mit einem Minimum an baulichen Eingriffen und gestalterischen Mitteln wurde hier ein Maximum an funktionalen, räumlichen Möglichkeiten bewirkt. Und zwar sehr denkmalverträglich. Allein das neu aufgesetzte Dachgeschoss, ein lichter Kubus aus Stahl und Glas, zeigt die Zeitgenossenschaft an – obwohl auch er nur die alten Dimensionen herstellte, so dass sich das Literaturhaus endlich wieder aus dem Schatten der Salvatorkirche lösen kann.
Kurz: Architektur, auch von literarischem Wert.