Katharina Dorn - publicon

Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche

Breitscheidplatz, 10789 Berlin

Katharina Dorn - publicon

Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche

Preisträger BDA-Architekturpreis Nike 2019 Klassik-Nike
Projekt
Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche
Architekt
Egon Eiermann
Bauherr
Stiftung Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche

Nike 2019 – Votum der Jury

Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche wurde 1891 bis 1895 von Franz Schwechten als Point de Vue am zentralen Ort des damals neu entstandenen Neuen Westens errichtet, der während der Teilung Berlins faktisch als Zentrum der Teilstadt West-Berlin diente. Nach schwerer Kriegsbeschädigung des Gebäudes sah der Wettbewerbssieger Egon Eiermann 1957 zunächst den Abriss der Kirchenruine vor. Ein frühes Beispiel von bürgerschaftlichem Engagement brachte den Architekten – zunächst widerstrebend – dazu, den weitgehend erhaltenen Hauptturm der neoromanischen Kirche zu belassen und als gesicherte Ruine in den Neubau einzubinden. Entstanden ist eines der bedeutendsten Kirchenensembles Deutschlands, zugleich ein beliebtes Wahrzeichen Berlins und nicht zuletzt ein denkbar wirkmächtiges Mahnmal gegen den Krieg.

Um den Turm herum ordnete der Architekt geschickt vier solitäre Neubauten an, die mit ihrer hohen gestalterischen Qualität und der fast magischen Lichtführung zu den stärksten Kirchenbauten der Nachkriegszeit zählen: ein oktogonales Kirchenschiff, ein rechteckiges Foyer, ein hexagonaler Glockenturm und eine ebenfalls rechteckige Kapelle.

Das derart vielschichtige Ensemble hat sich seit der Erbauungszeit in der Nutzung bestens bewährt und hat bis heute eine enorm hohe Wirkung in die Öffentlichkeit hinein, was sich auch durch die niederschwellige Zugänglichkeit als Kirche inmitten der Stadt nicht zuletzt durch das eindrucksvolle, sonore Glockengeläut ausdrückt. Durch die verschiedenen zeitlichen Schichten, zu denen auch die jüngst durchgeführten denkmalgerechten Sanierungsarbeiten zählen, ist die Gedächtnis-Kirche ein sprechender Ort geworden, der eine architektonische Meisterleistung ebenso wie deren ideengeschichtliche Entwicklungslinien unmittelbar verständlich präsentiert. Diese mehrschichtige Komplexität der Form und Nutzung würdigt die Jury mit der Klassik-Nike.